Sauerbrut, Europäische Faulbrut: Infektion durch Imkerfehler provoziert?
…Fast der gesamte Schweizer Bienenbestand wird nicht artgerecht gehalten. Der Honigertrag ist wichtiger als das Wohl der Tiere. Dabei könnten Imker einen wichtigen Beitrag gegen das Bienensterben leisten…Andreas Kresb, Aargauer Zeitung, 03. Februar 2015.
Wikipedia schreibt über die Sauerbrut: Die Europäische Faulbrut ist eine Infektion, die die jüngere und noch offene Brut (Brutzelle noch nicht mit einem Wachsdeckel verschlossen), die so genannten Rundmaden, befällt. Der Primärerreger ist Melissococcus plutonius. Als Sekundärerreger wurden Achromobacter eurydice, Enterococcus faecalis, Brevibacillus laterosporus und Paenibacillus alvei beschrieben….
…Seit 1999 ist der Erreger bedeutend virulenter geworden. Erstmals wurde er 1999 in der Schweiz, Emmental, festgestellt. Die EFB (Europäische Faulbrut) ist seit dann, …., eine sehr schwer zu beseitigende Krankheit und wird noch oft unterschätzt…
FreeTheBees behauptet an dieser Stelle, dass die Sauerbrut bereits mit der Kunstimkerei, eingeführt vor über 100 Jahren, ihren Weg sich in die Völker bahnte.
Als Ursache werden oftmals die Erreger genannt. Aber Erreger greifen einen Wirt nur dann an, wenn dieser bereits geschwächt ist. Dies ist auch die ureigenste Aufgabe von Leben abbauenden Mikroorganismen – schwache Organismen werden aufgelöst um neuen und kräftigen den Platz zu geben. In dem Fall der Honigbiene dürften die seit Jahrzehnten nach wirtschaftlichen Selektions-Kriterien andauernden Zuchtprogramme, hier vornehmlich der Honigertrags-Maximierung dienend, der Hauptgrund für den desolaten Zustand der Völker sein.
«Je stärker der Zuchtdrang der Bienen-Klempner im Vordergrund steht, desto schwächer entwickeln sich die Völker – schwächer im Sinne der Bienengesundheit!»
Hinzu kommen die unter natürlichen Gegebenheiten nicht vorkommenden, umtriebigen Kontroll-Aktivitäten der Imkerschaft. Die Öffnung der Beute hat einen erheblichen Einfluss auf das vom Bienenvolk immerzu im Gleichgewicht gehaltene Mikroklima, Johann Thür prägte 1946 den Begriff der Nestduftwärmebindung. Diese «Wärmebindung» ist unter den heutigen Bienenhaltungsbedingungen, welche einer intensiven Nutztierhaltung gleichkommt, nicht mehr gegeben.
Die widernatürlichen Behandlungsmethoden bei «Erreger»-Befall wie der Varroa-Milbe spielen ihr eigenes, trauriges Lied: Wissenschaftliche Studien können belegen, dass sich selbst überlassene Honigbienenvölker sehr wohl über den Verlauf von 2–3 Generationen ohne menschliche Einwirkungen das natürliche Gleichgewicht wiedererlangen. Siehe hierzu etwa Apidologie 38 (2007). Die “Behandlung” der Völker jedoch mit selbst für den Menschen aggressiven Säuren wie Ameisen- oder Oxalsäure ist sehr bedenklich. Auch hier sind bereits die Bedenklichkeiten von der Forschung erkannt worden. Lesenswert hierzu sind auch die Erläuterungen von sehr erfahrenen Imkern und Wissenschaftlern aus England, bspw. Dr. David Heaf in seinem Beitrag Towards Sustainable Beekeeping… Mehr auch unter bee-friendly!
Eine vollständige Rückstandslosigkeit von chemischen Substanzen kann es trotz Angaben der Beipackzettel zu Wartezeiten und Halbwertzeiten der Stoffe eigentlich nicht geben, diese dienen nur der Beruhigung des Anwenders. Wichtiger erscheint jedoch der bisher nicht wirklich erforschte Einfluss dieser Säuren auf die lebenswichtigen Drüsenorgane endokriner oder exokriner Art der Bienen. Es ist zudem äusserst zweifelhaft, ob der Säure-Angriff die bereits verdeckelte Brut über die Gesetzmässigkeiten der Diffusion nicht schädigt. Schäden, die das menschliche Auge nicht sieht und im Mikroskop nicht zu erkennen sind, jedoch über die Säure-Teilchen (Stress bzw. Angst!) durch körpereigene Enzym-Aktivitäten Veränderungen der epigenetischen Merkmale und des Stimulanzstatus des Chromatin bewirken. Hierdurch werden letztlich schadhafte Vererbungen verursacht. Das veränderte soziale Klima im Volk könnte daher Auswirkungen auf die Genregulation und massiven Einfluss auf das Erbgut der heranwachsenden Brut haben. Die Epigenetik beschreibt dies in vielfältiger Hinsicht: Das soziale Klima ist sehr stark abhängig vom Leistungsdruck, den die Imkerschaft den Völkern aufzwingen – die Umwelt kann das Epigenom und die Genregulation beeinflussen; epigenetische Merkmale können vererbt werden! Stefanie Reinberger beschreibt im Magazin Spektrum der Wissenschaft anschaulich den Mechanismus der epigenetischen Umprogrammierung durch “prägende” Umwelteinflüsse. Letztlich handelt es sich hier auch um externalisierte Effekte, welche in keiner volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung auftauchen – nämlich als fremdverursachte Schäden in der Genregulation und somit einer der Evolution widersprechenden Vererbung; Auswirkungen auf den langfristigen Bienenbestand und einer möglichen Reduktion der Bestäubungsleistung sind hier noch gar nicht berücksichtigt.
Zusätzlich darf aufgeführt werden, dass durch diesen Vorgang natürlich viele mit dem Bien lebende, milieuwichtige Mikroorganismen mit einem Säurehammer gleich mit erledigt werden!
Vielmehr wird mit dem Einsatz dieser chemischen Keulen die Resistenzbildung der Milben begünstigt und womöglich eine viel schlimmere Situation für die Völker und die um den Honigertrag so besorgten Imker provoziert. Das Ministerium für Landwirtschaft und Forsten in Neuseeland liefert hierzu eine sehr interessante Studie. Mit jeder Säuredusche erhöht sich dramatisch die Anzahl resistenter Milben über die Fortpflanzung! Ein Streich der Epigenetik?!
Nun zeigt die Seite die-honigmacher.de, eine Lernplattform für Bienenkunde der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, einen möglichen weiteren Parameter, welcher die Infektion (Sauerbrut) durch das bereits gestörte Immunsystem der Bienen und der vorliegenden Reduktion der Nestduftwärmebindung zusätzlich auslösen könnte: TAU!
Die maximale Wasserdampfmenge, die die Luft aufnehmen kann, ist abhängig von ihrer Temperatur. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasser kann sie in Form von Dampf aufnehmen. Den Grad der Sättigung der Luft an Wasserdampf drückt man als relative Luftfeuchtigkeit aus. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100% ist die Luft mit Wasserdampf gesättigt; mehr geht nicht.
Was hat das mit Honig und einem Bienenvolk zu tun? Die relative Luftfeuchte in einem Bienenstock schwankt zwischen 45% und 65%. Die Temperatur kann während der Brutzeit auch im Honigraum weit über 30 °Celsius liegen. Bei 35 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60% sind etwa 21,8 g Wasser als Wasserdampf in einem Kubikmeter Luft gelöst.
Was passiert im Frühsommer oder zum Ende des Sommers, wenn plötzlich eine kalte Nacht die Außentemperatur stark sinken lässt? Bei einem starken Volk nichts. Das Volk kann die Temperatur in Brut- und Honigraum halten.
Bei einem kleinen Volk passiert auch nichts, so lange die Größe der Beute angemessen ist. Steht einem kleinen Volk ein großer Honigraum zur Verfügung, so kann es sein, dass die Temperatur im Honigraum nicht gehalten werden kann.
Beim obigen Rechenbeispiel wäre der Taupunkt bei etwa 26 °C erreicht. Würde in der Nacht diese Temperatur im Honigraum unterschritten, so würde sich Wasserdampf als feiner Tau auf den Waben im Honigraum niederschlagen. Unverdeckelter Honig würde den Tau aufnehmen und verdünnt werden.
Hier schliesst sich ein weiterer Kreis:
Unverdeckelter Honig und zusätzlich unverdeckelte Brutzellen wären unter diesen Bedingungen das Einfallstor für Feuchtigkeit und dem diesem Milieu nicht abgeneigten Erregerkulturen. Dieser Mikroklima-Schock bei bereits immunologisch degenerierten (geschwächten) Völkern wird zusätzlich durch Kontrollen der Beuten weiter angefeuert. Die Spirale des Verderbens dreht eine weitere Runde…
Das Aufsetzen von zusätzlichem Honigraum, also einer künstlichen Vergrösserung des Beutevolumens, provoziert das Volk unnötigerweise das Mikroklima in das von der Evolution fortschreitende Gleichgewicht zu halten. Dies bedeutet unnatürlichen Stress!
Das Öffnen der Beute zu fragwürdigen Zwecken wie etwa das Erweitern und Verengen des Brutnestes, der Wabenaustausch, die Vernichtung der Drohnenbrut (Anm. d. V., T. Fabian: Dieser zerstörende Eingriff bewirkt nebenbei eine starke Reduzierung der natürlichen Leistungsdichte im verfügbaren Gen-Pool), das Erzeugen von Ablegern, das Ausbrechen von Weiselzellen, das Hinzusetzen von künstlich gezüchteten Königinnen, das unsägliche Auffüttern von nichtnektar- und honiggleichen, industriell hergestellten Zuckerlösungen oder “Schädlingsbekämpfungen” – hat eigentlich an dieser Stelle irgendjemand die Frage beantworten können, warum die ganze Welt gegen irgendetwas “kämpft”? – begünstigt somit eigentlich die Eintrittswahrscheinlichkeit von Infektionen der hier beschriebenen Sauerbrut. Ist der Imker womöglich der Propagator einer vermeidbaren Seuche?!
«Die Bakterie ist nichts, das Milieu ist alles» Prof. Dr. Antoine Béchamp
Das Schweizerische Bienenbuch, Biologie der Honigbiene, Band 2, 19. erweiterte und aktualisierte Auflage 2011, schreibt hierzu im Kapitel “Nestklima”: Obwohl man vieles über die Temperaturregulation weiss, ist wenig bekannt, wie Bienen den Austausch der Stockluft oder der Feuchtigkeit im Nest regulieren. Die Möglichkeiten der Honigbienen sind beschränkt, da die Massnahmen multifunktional sind. Das bedeutet, wenn eine Massnahme zur Änderung eines Faktors (zum Beispiel Fächeln – Anm. d. Verf., T. Fabian: hier zur Regulation der relativen Feuchtigkeit im Stock) ergriffen wird, ändert sich gleichzeitig ein anderer – Anm. d. Verf., T. Fabian: nämlich die Temperatur von 34-35 °C für die Brutentwicklung; leichte Abweichungen haben erhebliche Auswirkungen auf die Physiologie der Brut.
Hier wird genau das schwierige Thema um den Begriff der von Johann Thür so gut ins Lot gesetzten Nestduftwärmebindung beschrieben. Künstliche Beutevolumen-Veränderungen und der Kontroll-Idealismus der Imker führen die Honigbienen zu äusserst schwierig zu lösenden Problemen. Einerseits benötigt das Nektarlager eine möglichst niedrige Luftfeuchtigkeit zur Honigreifung, andererseits erfordert die Entwicklung der Brut zwingend eine hohe Feuchtigkeit bei möglichst konstant gehaltener Bruttemperatur (34-35°C), aber eben nicht über den genannten oberen Schwellwert von 65% für die relative Luftfeuchtigkeit! Der Bien befindet sich hier in einer Scherenbewegung, und ist natürlich aufgrund der ganzen Umstände völlig überfordert!
“…Das Gesetz der gassenweisen Nestduftwärmebindung ist so naturvollkommen daß es den Bien sogar befähigt, auf frei aufgeführten Bau leben zu können, wenn er ohne imkerliche Behinderung sein Wabenwerk schützend gestalten kann und vor Feinden und Zerstörung bewahrt bleibt…” Johann Thür, 1946.
Weiter schreibt das Handbuch der Imkerschaft im gleichen Kapitel und Zusammenhang: Manche Parameter sind darum vermutlich nur im suboptimalen Bereich geregelt. Diese Ausführung verdient höchste Aufmerksamkeit, denn es zeigt einerseits die Komplexität der ablaufenden Raumklima-Regelmechanismen im Bien, aber auch die vollständige Ausblendung der Nichtexistenz von “suboptimalen” Zuständen in wilden Bienenvölkern. Siehe hierzu auch die weiter unten gesetzten Forschungsergebnisse von Dr. Raoul A. Robinson am Beispiel der Resistenzfaktoren unterschiedlichster Pflanzenkulturen – hier gilt im übertragenen Sinne: In natürlichen Ökosystemen kommen die oben im Zusammenhang des Beuteklimas genannten künstlichen Schwankungen oder besser Regel-Ausfälle (Mikroklima-Kollaps) im Bien nicht vor…
Vielleicht sollte man sich die Erklärungen der Bauphysik zueigen machen. Hier wird über die äusserst interessante Begebenheit von geometrischen, dreidimensionalen Wärme-brücken (eckige Beuten!) sowie über die Voraussetzungen der Schimmelpilzbildung in Abhängigkeit von Oberflächentemperatur und Oberflächentemperaturfaktor sehr gut Auskunft gegeben. Die Bienen-Beute hat verhältnismässig sehr viel mehr Oberfläche als eine menschliche Behausung! Durch das Aufsetzen eines weiteren Honigraums erhöht man zusätzlich die Gesamtoberfläche und bietet der Tauwasserausfall-Bildung weitere Wärmebrücken an…somit gibt es also auch in Bezug zu Wohnräumen eine optimale “Nestduftwärmebindung”, reguliert durch geschickte Bauplanung, Architektur, Materialauswahl und ganz wichtig das Benutzerverhalten der Rauminsassen. Der Baumeister ist hier der Mensch. Im Bienenvolk jedoch sollte man dies vollständig den Bienen überlassen!
Prof. Dr. Jürgen Tautz von der Universität Würzburg beleuchtet die kluge Art der Bienen und deren Nestduftwärmebindung in seinem Beitrag “Wie Honigbienen ihre Geschwister ausbrüten” wie folgt: Dabei machen die Bienen von einer architektonischen Besonderheit des Brutnestes Gebrauch: Eingestreut in die flächig verdeckelte Brutregion finden sich immer wieder leere Zellen. Darin entdeckten die Forscher bewegungslose, aber hoch aufgeheizte Bienen. Diese Heizerinnen können durch die sechseckige Form der Wabenzellen bis zu sechs umliegende Puppen gleichzeitig bebrüten. “Besonders eifrige Bienen verbringen bis zu einer Stunde heizend in solchen Wabenzellen”, sagt Tautz…
«Honig war gestern! Zwingender Erhalt der Bestäubungsleistung ist heute!»
Fazit: Der Tau als völlig natürliche Erscheinung ist für die Honigbienen unter natürlich gehaltenen Umständen kein Problem!
Der Verlust einer ausgeglichenen Nestduftwärmebindung, verursacht durch die vielen widernatürlichen Eingriffe des Imkers, kann mit dieser Naturerscheinung des Tauwasserausfalls zu Ausbrüchen von Infektionen führen!
Exponentielles Wachstum von Mikroorganismen
Stehen ausreichend Nährstoffe (hier die Brut) zur Verfügung sowie eine warme und feuchte Umgebung, so kann der einzelne Organismus sehr schnell heranwachsen. Unter geeigneten Bedingungen können Bakterien und Hefen innerhalb von 20 Minuten wachsen und sich teilen. Das heißt, alle 20 Minuten kann sich die Anzahl der Bakterien oder Hefezellen verdoppeln. Quelle: http://www.die-honigmacher.de
Die Sauerbrut dürfte somit sehr wahrscheinlich ein klarer Fingerzeig der Natur auf eine völlig aus den Angeln gehobene Nestduftwärmebindung im Bien sein.
Dr. Raoul A. Robinson: Biologe, Pflanzen-Wissenschaftler, Experte zu Pathosystemen und Parasitismus über die Konzepte der horizontalen und vertikalen Resistenz und deren Implikationen zur Züchtung dauerhafter Resistenzen, am Beispiel pflanzlicher Kulturen: “…To anyone who is concerned about the environment, it is obvious that all is not well with modern crop husbandry. One problem is that pests and diseases are destroying about one fifth of all crop production. A second problem is that these losses occur in spite of an extravagant use of chemical insecticides and fungicides that cost billions of dollars each year, worldwide. Indeed, in the industrial countries, the use of some kinds of crop protection chemicals has increased nearly tenfold since World War II. Crop production has increased also, very considerably, but so have the crop losses due to parasites, in spite of this increased use of crop protection chemicals.
This kind of parasite damage obviously does not occur in wild ecosystems. After all, we do not spray wild plants, and the world is still green. So why should such appalling pest and disease losses occur in agro-ecosystems, in spite of all this spraying with crop protection chemicals?…” Quelle: Return to Resistance