Was ist die Bienenjagd, und was ist ihr Reiz?
Schatzsuche in der Natur
Bei der Bienenjagd handelt es sich um eine Schatz- suche im Freien, ähnlich wie beim Geo-Caching, bei der es darum geht, ein in der Umgebung ver- stecktes Objekt zu finden. Aber anders als beim Geo-Caching stammen die Hinweise, denen Sie folgen, von Honigbienen und nicht von Menschen. Die Bienenjagd kombiniert Elemente des aufmerk- samen Beobachtens, des Orientierungslaufs und des Problemlösens und macht grossen Spass!
Tradition
Auch ist die Bienenjagd ein uraltes Handwerk, das die Menschen überall auf der Welt, wo Honig- bienen lebten, ausübten, um an das köstlichste natürliche Nahrungsmittel der Welt zu gelangen: Honig! Heutzutage geht man allerdings auf Bie- nenjagd, um ihre Nester zu finden, nicht um ihren Honig zu stehlen.
Man ist in der freien Natur und hat einen direkten und emotionalen Bezug zur Natur. Die Bienenjagd ist sehr ähnlich wie die Vogelbeobachtung oder andere Formen der Jagd auf Wildtiere, denn sie verbindet einen auf eine gezielte Weise mit der Natur. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf die genaue Beobachtung des Verhaltens einer ande- ren Tierart in ihrer natürlichen Umgebung. Für vie- le von uns ist diese Art der Verbindung mit der na- türlichen Welt äusserst angenehm, vielleicht weil sie Teile des menschlichen Gehirns anspricht, die früher für die Nahrungsbeschaffung sehr wichtig waren, heute aber kaum noch genutzt werden.
Eröffnung neuer Perspektiven
Falls Sie Imker sind und bereits viel über Honigbie- nen wissen, erhalten Sie dadurch einen anderen Blick auf Apis mellifera: Ihre Aufmerksamkeit rich- tet sich auf eine kleine Gruppe individuell identi- fizierbarer Bienen, nicht auf ein ganzes Volk ano- nymer Bienen. Sie beobachten und schätzen ihre Individualität: einige arbeiten schnell, andere lang- sam; einige sind mutig, andere schüchtern; einige fliegen direkt weg, andere kreisen ausgiebig, be- vor sie wegfliegen.
Sie sehen, wie Bienen in der Natur leben – nicht in der vom Menschen geschaffenen Umgebung ei- nes Bienenstocks, der dicht gedrängt zwischen an- deren Bienenstöcken in einem Bienenhaus steht.
Sie arbeiten mit Bienen, die nicht gestört oder ver- ärgert sind, denn Sie geben ihnen köstliche Nah- rung und brechen nicht ihr Zuhause auf.
Gesund
Die Bienenjagd ist eine gute Übung sowohl für den Körper als auch für das Gehirn.
Neue Wege betreten
Die Bienenjagd führt Sie oftmals an Orte von be- sonderer natürlicher Schönheit, die Sie sonst wahrscheinlich nicht erkunden würden. Man geht dorthin, wohin die Bienen einen führen, und so wird man von den Strassenrändern und Wegen weggelockt.
Preiswert
Es ist ein preiswerter Sport. Die einzige spezielle Ausrüstung ist die Bienenkiste (mit der man einen Schwarm Bienen in ein mit Zuckersirup gefülltes Stück Bienenwabe einführt) – diese kann man selbst herstellen. Ausserdem braucht man einen Kompass, eine Flasche Anisextrakt, ein lichtdichtes Tuch, ein paar Malstifte, eine Uhr, ein Glas mit Zu- ckerwasser, eine Pipette sowie ein Notizbuch und Stifte.
Sie werden direkt Zeuge der bemerkenswerten Orientierungs- und Kommunikationsfähigkeiten der Honigbienen. Sie beobachten, wie die Bienen den Weg zu und von einer Futterquelle finden kön- nen, die eine Meile oder mehr von ihrem Zuhause entfernt ist. Und Sie sehen, wie die Bienen ihre
Für alle und überall
Nestgenossinnen an einer reichhaltigen Futter- quelle anwerben können, während sich an Ihrer Futterstelle allmählich ein Bienenschwarm bildet, der Zuckersirup sammelt.
Dieses Spiel kann allein oder in der Gruppe ge- spielt werden, von Menschen jeden Alters, auf dem Land, in der Vorstadt und sogar in der Stadt… Überall dort, wo es Bienenvölker gibt.
Prof. Dr. Thomas Seeley