Unsere Lösungen für den Bienenschutz
Projekte für ein lebenswertes Bienenleben
swiss beemapping
Unsere Forschungsfrage lautet: Wo gibt es in der Schweiz frei lebende Honigbienenvölker, die ohne Pflege überleben können? Das möchten wir herausfinden, indem wir diese kartieren und im Frühling, Sommer und Herbst die gemeldeten Standorte überprüfen.
Als frei lebende Honigbienenvölker werden im Rahmen dieses Projektes unbetreute Bienenvölker bezeichnet, die ausserhalb der auf Honigproduktion ausgerichteten Imkerei ohne Pflege und ohne Eingriffe leben. Dabei werden einerseits seit längerer Zeit beobachtete Standorte mit frei lebenden Honigbienenvölkern wie auch aus der Imkerei stammende verwilderte Völker erfasst. Diese können in einer Höhle, im Baum, Fels, Dachvorsprung, Mauer, Kamin, einem ausgehöhlten Baumstamm (Klotzbeute), unbetreuten Bienenkasten, Naturbaubeute (SwissTree, Schiffertree usw.) nisten.
Swiss BeeMapping ist ein Citizen Science Projekt: Ehrenamtliche Mitarbeitende beobachten Honigbienenvölker und die nehmen Felddaten auf.
Steckbrief
Standort
Zeitdauer
Projektleiter
Spender
Gesamtkosten
Schweiz
2021 – 2023
Francis Cordillot
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CHF ????.–
Problematik und Ziele des Projekts
Die Westliche Honigbiene Apis mellifera L. ist ursprünglich eine in Europa weit verbreitete Wildbienenart. Seit der Antike durch den Menschen in Kultur genommen, wurde sie mittlerweile über die ganze Welt verbreitet. Aktuelle Untersuchungen in Europa und Übersee zeigen, dass Völker der Honigbiene nicht nur in Bienenhäusern der Imkerinnen und Imker als «Haustier» gehalten werden, sondern ausserhalb auf sich selbst gestellt und ohne Zufütterung noch in freier Wildbahn leben. Dass Honigbienenvölker in Frankreich, Deutschland, Österreich und in Grossbritannien in freier Natur und ohne Pflege überleben können, wurde wissenschaftlich belegt, aber noch nicht in der Schweiz. Das Vorkommen der Honigbiene in den Wäldern Europas wird auf mehr als 80’000 Völker geschätzt. Im 2020 wurde die Honigbiene in der Schweiz von offizieller Seite zum heimischen Wildtier erklärt, das in der Imkerei genutzt wird («domestiziert»). Der konkrete Schutz und die Förderung von wildlebenden Honigbienen bleiben hingegen weiterhin grösstenteils ungeklärt und werfen viele Fragen auf (siehe FTB-Bulletin – Nr. 18).
Aber weder in öffentlichen Sammlungen noch im Datenzentrum für die Fauna der Schweiz (Info fauna ‒ CSCF) gibt es Nachweise oder Belege von frei lebenden Honigbienenvölkern. Die Schweizer Wildbienenspezialisten gehen davon aus, dass die Westliche Honigbiene in ihrem ursprünglichen Status als Wildbienenart bei uns ausgestorben ist. Für die Schweiz wird deshalb allgemein angenommen, dass gesichtete Schwärme aus der Imkerei stammen und ohne menschliche Betreuung nicht überleben können.
Allerdings gehen beim Verein FREETHEBEES seit vielen Jahren regelmässig Fundmeldungen von frei lebenden Völkern ein, was als Indiz gelten mag. Mittlerweile liegen FREETHEBEES dokumentierte Beobachtungen von spontan besiedelten Nistplätzen aus mehr als 30 Gemeinden aus den Kantonen AG, BE, BS, FR, GL, LU, NE, SG, SH, SO, TG, VD und ZH vor (siehe Statusbericht 2021 im FTB-Bulletin – Nr. 21). Diese sind noch nicht wissenschaftlich untersucht und werden laufend überprüft.
Die Existenz von frei lebenden Honigbienenpopulationen ist für die Erhaltung ihrer Art und deren Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen wahrscheinlich von essenzieller Bedeutung: Es ist zu anzunehmen, dass frei lebende Honigbienen unter der natürlichen Selektion besondere Anpassungsleistungen erbringen. Bessere Kenntnisse über frei lebende Honigbienenvölker, ihr natürliches Verhalten und ihre Ansprüche an den Lebensraum werden für ihren Schutz als auch für die Bienenhaltung wichtige Impulse geben.
Ausgehend von der Hypothese, dass es frei lebende Honigbienen aufgrund von bisher gesammelten Fundmeldungen auch in der Schweiz gibt, startete FREETHEBEES das Projekt Swiss BeeMapping. In den Jahren 2021 – 2023 suchen wir Antworten auf diese Fragen:
- Wo gibt es frei lebende Honigbienenvölker in der Schweiz?
- Welches sind ihre Nistplätze, und wie verhalten sie sich (Futtern, Schwärmen, Ein- und Ausziehen)?
- Überleben sie ohne Pflege in der freien Natur?
Damit möchten wir die Datengrundlage schaffen (die in einem zweiten Schritt durch ein längerfristiges Monitoring ergänzt wird), um die frei lebenden Honigbienenvölker schützen, erforschen und fördern zu können. Zentral dabei ist, dass die Langzeitüberwachung ihrer Nist- und Überwinterungsplätze sichergestellt wird.
Vorgehen
Das Kartierungsprojekt Swiss BeeMapping wurde vom Entomologen Dr. Francis Cordillot von ecolingua entwickelt, motiviert durch die jüngsten Studien in Deutschland und Frankreich. 2021 startete das Pilotprojekt: einerseits mit der systematischen, wissenschaftlichen Überprüfung der bei uns eingegangenen und laufend eingehenden Fundmeldungen aus den verschiedenen Kantonen der Alpennordseite, und andererseits mit dem Aufbau eines Monitorings zur mehrjährigen Beobachtung freilebender Völker.
Swiss BeeMapping ist als Citizen Science Project organisiert. Ein Team von Freiwilligen (Naturinteressierte, Berufsgruppen aus dem Waldbau, Ranger von Schutzgebieten und Pärken, Mitglieder entomologischer Vereine und weitere ehrenamtliche Mitarbeitende) beobachtet die Völker und erhebt Daten. Diese werden in Fundmelde- und Beobachtungsformularen erhoben. Es wird fotografiert und möglichst Bienen (auch tote) an jedem Standort gesammelt und eingeschickt.
Synergien mit laufenden Monitoring-Programmen in Frankreich (V. Albouy, F. Requier) und Deutschland (P.L. Kohl, B. Rutschmann) über Luxembourg (J. Park, C. Zewen) und weitere europäische Länder bis Übersee (T. Seeley) und in der Schweiz (P. Neumann, S. Rogenstein) sollen genutzt werden. Die breite Kooperation wird die Datengrundlage verbessern und vertiefte Analysen erlauben, z.B. zu Fragen über die Lebensraumbedingungen für frei lebende Honigbienenvölker.
Die breite Bevölkerung soll eine Antwort auf die Frage erhalten, ob die Honigbiene ohne Imkerei überlebt hat und in Zukunft in der Schweiz überleben könnte. Die Biodiversitätsforschung als auch die Praxis im Naturschutz und in der Imkerei werden von den Ergebnissen des Swiss BeeMapping profitieren.
Fund- und Beobachtungsmeldung Swiss BeeMapping – Kreislauf des Informationsflusses
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