Kühe verstehen
Wer hat es schon gelesen, das Buch «Kühe verstehen» von Martin Ott? Das Buch eröffnet einem ein kleines Universum aus einer uns nur noch oberflächlich bekannten Welt: Wunderschöne Bilder aus immer neuer und überraschender Perspektive, sehr schöne und tiefgreifende, alles umrahmende Poesie, viele physiologische und verhaltenstechnische Fakten und klare Handlungsansätze zur Verbesserung der aktuellen Situation. Es verändert die Sichtweise auf einen wichtigen Teil der Landwirtschaft, und, äusserst interessant, auf das für uns als völlig normal erscheinende Dasein des Menschen in Sesshaftigkeit. Ohne Kuh keine Sesshaftigkeit!
Hier ein paar Zitate aus Otts Buch, die mich persönlich spezielle beeindruckt haben:
- «Statt mit ihr Ackerbau zu betreiben, wird für sie Ackerbau betrieben. Die Kuh hat nicht mehr die Aufgabe, das Gras zu verwerten, sondern sie frisst selbst die Früchte des Ackers und muss damit schneller Fleisch und mehr Milch produzieren, was nicht nur gegen ihre Natur ist, sondern langfristig auch unwirtschaftlich, asozial und unökologisch».
- «Wir müssen also der Kuh ihre ursprünglichste edelste Aufgabe zurückgeben: dem Menschen zu ermöglichen, die Technik der verbrannten Erde zu überwinden. Er muss die Liebe zum Standort wiederentdecken, seine nachhaltige Pflege, die Zufriedenheit mit dem, was er unmittelbar vor sich hat, und seine Freiheit darin sehen, das zu tun, was richtig ist.»
- «Die Kuh steht im Mittelpunkt einer verheerenden Entwicklung, auch wenn sie selbst nichts dafür kann.»
- «Vom über alles verehrten, Leben und Fruchtbarkeit spendenden heiligen Tier bei Indern, Germanen, Kelten und Indianern zum Symbol des Verharrens und schliesslich zum Klimakiller und subventionsgestützten Symbol einer überholten Politik – ein wahrhaft weiter Weg, den die Kuh gegangen ist.»
- «Das richtige Verständnis der Kuh ermöglicht uns tiefe Einsichten in die notwendigen ökologischen Reformen.»
- «Das Mütterliche aber kann seine Aufgabe in dieser durchmechanisierten, perfekten Welt nicht mehr entfalten, es degeneriert zur Milch- und Gebärmaschine.»
- «Von der Entwicklerin des Standorts wird sie zur Gehilfin und Säule in einem System, in dem die Welt zu einem einzigen, gleichartigen Standort wird – für viele Menschen zunehmend eine Horrorversion der Globalisierung. Die Globalisierung macht uns keine Angst, wenn wir sie so sehen, dass jeder Standort seine eigene Qualität und damit seine eigene, einmalige und spezielle Möglichkeit ausbildet. Die Globalisierung macht uns dann Kummer, wenn sie dazu führt, dass die kulturellen und natürlichen Unterschiede von einer grossen Weltkultur im Interesse global tätiger Konzerne eingeebnet werden.»
- «Der Bauer muss lernen, dass er die Kuh wegen des Mists auf dem Betrieb hat und die Milch nur eines der vielen Zusatzgeschenke dieses wunderbaren Tieres ist.»
- «Die Zukunft der Nutzung der Tiere liegt unserer Meinung nach in einer Partnerschaft zwischen Tier und Mensch.»
Viele Abschnitte in Otts Buch gelten 1:1 auch in Bezug auf die Honigbiene. Interessanterweise arbeitet Ott bereits am entsprechenden Buch «Bienen verstehen». Wir sind gespannt auf die Publizierung!