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Juni: Trachtlücke und Verschnaufpause

Von André Wermelinger, Geschäftsführer FreeTheBees

Es ist Juni. Die meisten Bienenvölker unter natürlichen Bedingungen sind bereits ausgeschwärmt. Konventionell gehaltene Bienenvölker schwärmen weniger und/oder später. Bis Mitte Juni sind noch Schwärme möglich.   

Je später ein Schwarm ausschwärmt und je kleiner er ist, desto geringer sind in der Regel seine Überlebenschancen in der Natur. Während ein Imker auch mit Ablegern im Juni noch ein Volk aufbauen kann, sind Schwärme ab Mitte Juni in der Natur fast sicher dem Tod geweiht.   

Teile des Monats Juni sind oft noch von der Trachtlücke geprägt, erst in der zweiten Monatshälfte beginnt die Sommertracht. Und die ausfliegenden Schwärme fallen genau in diese Trachtlücke. Ein schwarmreifes Bienenvolk kann wegen der Trachtlücke sogar den Schwarmtrieb unterbrechen und in eine Art Notbetrieb mit minimalem Ressourcenverbrauch übergehen.   

Foto: Ingo Arndt

Trachtlücke in der konventionellen Imkerei nutzen  

In der konventionellen Bienenhaltung versucht der Imker, den Schwarmtrieb so weit wie möglich zu unterdrücken. Da ein überstarkes Volk, das nicht schwärmt, sehr viele Ressourcen verbrauchen und schrumpfen würde, greift der Imker zu einem Kunstgriff, indem er künstlich Ableger erzeugt. Er schröpft sozusagen die überstarken Völker, macht Ableger und füttert und stimuliert Muttervolk und Ableger so, dass sich beide stetig weiterentwickeln.   

Was aus Sicht des ertragsorientierten Imkers sinnvoll erscheint, hat unerwünschte Nebenwirkungen. Ohne Schwarm und unter Fütterung gibt es keine Brutpause, das Muttervolk und je nach Art der Ablegerbildung auch der Ableger brüten ununterbrochen weiter. So können sich Bienenvölker zwar prächtig entwickeln, aber auch Parasiten wie die Varroamilbe, die auf die Bruttätigkeit der Bienen angewiesen sind. Und mit den Parasiten auch die unerwünschten Anteile an krankheitserregenden Bakterien, Pilzen und Viren.   

Chemische Behandlungen werden in dieser Zeit nur ungern durchgeführt, wohl vor allem wegen der möglichen Beeinträchtigung der Honigqualität. Im offiziellen Behandlungskonzept des Dachverbandes werden Drohnenschnitte empfohlen. Es ist leicht nachvollziehbar und oft zitiert, dass sich die Varroapopulation dabei exponentiell entwickelt. Der Drohnenschnitt kann dem nur bedingt entgegenwirken und erzeugt wiederum unerwünschte Nebenwirkungen.   

Foto: Ingo Arndt

Vom Schwarmtrieb in der naturnahen Bienenhaltung profitieren  

In der naturnahen Bienenhaltung (siehe Imkermethodik FreeTheBees) profitieren wir vom Schwarmereignis mit der darauf sich einstellenden Brutpause. Die neue Königin im Muttervolk legt erst wieder Eier, wenn die letzte Brutzelle der alten Königin geschlüpft ist. Der abgegangene Schwarm ist sowieso brutfrei.  

Die brutfreie Zeit verhindert die Ausbreitung von Varroamilben, Bakterien, Pilzen und Viren und stellt somit eine automatische Reinigungsfunktion der Natur dar.  

Die brutfreie Zeit kann auch genutzt werden, z.B. durch Behandlung mit Thymol. Thymol wirkt gut gegen frei zugängliche Milben, aber nicht in der Brutzelle. Deshalb ist es vor allem im brutfreien Zustand wirksam.   

In meiner Anfangszeit als Imker habe ich über 6 Jahre unter naturnahen Bedingungen gearbeitet und während der Brutpause Thymol eingesetzt. Mit sehr gutem Erfolg, meine Verlustraten waren geringer als bei konventionellen Imkern.   

Wer mehr über die alternative Varroabehandlung mit Thymol wissen möchte, dem empfehle ich unser ausführliches Konzept: Alternatives Varroa Bekämpfungskonzept 

Extensive Honigimkerei: Gleicher Honigertrag ohne jegliche Chemie 

Sehr interessant ist der Ansatz der vollständigen Brutentnahme nach Dr. Büchler. Dieser wird zwar erst Mitte Juli durchgeführt, es macht aber Sinn, schon jetzt darauf hinzuweisen.   

Das Konzept könnte nicht interessanter sein: Gleicher Honigertrag wie in der konventionellen Imkerei bei völligem Verzicht auf Chemie! Davon haben wir immer geträumt. Und das Konzept wird auch nicht durch die Tatsache geschmälert, dass vielleicht 10-15 Minuten Arbeit pro Volk erforderlich sind, was mir absolut akzeptabel erscheint.   

Ich gehe im nächsten Monat Juli detaillierter auf die komplette Brutentnahme und Dr. Büchlers neues Konzept des Bannwabenverfahrens ein. Wer nicht warten kann, kann sich jederzeit hier schon einlesen oder Dr. Büchlers Vortrag hören.  

Viel Spass beim Umsetzen, ich freue mich, weitere Einblicke in meine Arbeit im Juli geben zu können.  

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Fotos: Ralph Büchler

Frühere Beiträge des Imkerkalenders finden Sie hier:

  • Januar – Februar: Retrospektive und Planung der neuen Bienensaison

  • März: Vorbereitung der neuen Bienensaison und Sicherstellen der Futterversorgung

  • April: Start in die Bienensaison

  • Mai: Wonnemonat für Bienen und Imker! 

  • Juni: Trachtlücke und Verschnaufpause

  • Juli: Keine Bienenbehandlung ohne vorherige Befallsmessung

  • August: Wie beeinflussen Standort und Bedingungen die Gesundheit der Bienenvölker im Hochsommer?

  • Imkerkalender September: Herbstgedanken und Jahresrückblick eines naturnahen Imkers

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