Interpellation Nationalrat Jans – Überlebensfähigkeit der Honigbiene
Eingereichter Text
Der Bundesrat wird gebeten, folgende Fragen zu beantworten:
1. Gibt es in der Schweiz noch wildlebende Honigbienen der Art Apis Mellifera (westliche Honigbiene) und, wenn ja, sind den Experten die Standorte bekannt?
2. Wenn nein, seit wann und warum gibt es in der Schweiz keine wildlebenden Honigbienen mehr?
3. Gedenkt der Bundesrat, die wildlebende Honigbiene wieder anzusiedeln, oder die allenfalls noch vorhandenen Restbestände unter Schutz zu stellen und zu fördern?
4. Besteht gesetzlicher Handlungsbedarf?
Begründung
Das Bienensterben hat in den letzten Jahren eine erschreckende Dimension angenommen. Das Bundesamt für Landwirtschaft legt mit dem Zentrum für Bienenforschung den Focus in der Ursachenforschung auf die Varroabekämpfung. Viele Imker beklagen neben der Varroamilbe und weiteren Bienenkrankheiten auch die Umweltbelastungen, welche grösstenteils durch die intensive Landwirtschaft verursacht werden.
Die heutige Imkerei ist heute selbst zu einer intensiven Tierhaltung geworden. Die Varroamilbe ist möglicherweise eher Symptom, als Ursache des Problems. Das Begründen des Bienensterbens auf Parasitenbefall und Umweltbelastung greift vielleicht zu kurz.
Mit zunehmender Domestizierung der Honigbiene und mit abnehmenden Beständen in der freien Wildbahn steigt der menschliche Aufwand zur Arterhaltung. Es besteht die Gefahr, dass sich der Genpool der Bienen verengt und ihre Krankheitsresistenz abnimmt. Für das Gleichgewicht im Ökosystem ist es aber existenziell, dass der Genpool der domestizierten Honigbiene durch wildlebende Honigbienen ergänzt wird.
Antwort des Bundesrates vom 30.01.2013
1. Möglicherweise gibt es in der Schweiz vereinzelt Völker wildlebender Honigbienen der Art Apis Mellifera. Es handelt sich dabei aber um domestizierte, weitergezüchtete und aus Bienenständen ausgeschwärmte Honigbienenvölker, welche nicht eingefangen werden konnten. Genetisch gesehen unterscheiden sich die wildlebenden Honigbienen nicht von den gezüchteten Honigbienen. Weil sie in den meisten Gebieten der Schweiz ungenügend Nahrung vorfinden, sind ihre Überlebenschancen sehr klein, sie können kaum ein Jahr überleben. Zudem sind auch sie den verschiedenen Bedrohungen wie Varroamilben und Sauer- oder Faulbrut ausgesetzt. Es sind keine Standorte bekannt.
2. Die Schweiz war seit jeher eine Region, wo das Überleben wildlebender Honigbienen auf Grund ungenügender Nahrungsgrundlage und schwieriger klimatischer Bedingungen eingeschränkt war. Wegen der in den Achtzigerjahren aus Asien eingeschleppten Varroamilbe Varroa destructor sind die letzten wildlebenden Honigbienen verschwunden. Die aus betreuten Bienenständen ausgeschwärmten Honigbienen können mangels Nahrungsgrundlage und verschiedenen imkerlichen Massnahmen in der freien Wildbahn nicht mehr überleben.
3. Der Bundesrat gedenkt nicht, wildlebende Honigbienen wieder anzusiedeln, weil die Gefahr der Übertragung verschiedener Bedrohungen wie Varroamilben sowie Sauer- oder Faulbrut, letztere sind nach Tierseuchenverordnung (SR 916.401) zu bekämpfende Seuchen, für die Imkerei zu gross ist. Weil die Imker sowohl die besetzten als auch die unbesetzten Bienenstände ordnungsgemäss zu warten haben und alle Vorkehrungen treffen müssen, damit von ihren Bienenständen keine Seuchengefahr ausgeht, können sie nicht einer neuen Bedrohung aus der Wildbahn ausgesetzt werden. Die wenigen wildlebenden Honigbienen sind eigentlich gezüchtete Honigbienen.
4. Es besteht kein gesetzlicher Handlungsbedarf für möglicherweise vereinzelt wildlebende, ausgeschwärmte Völker der Art Apis Mellifera (westliche Honigbiene) bzw. für deren Wiederansiedelung.