Von Ante Hamersmit

Der Jahreswechsel ist für mich weit mehr als nur das Umblättern eines Kalenderblattes. So klischeehaft es auch klingen mag, es ist ein Zeitraum voller Besinnung und Neuausrichtung. Ich halte inne, betrachte meine Wege, feiere Erfolge und lasse aus Fehlern Lektionen reifen. Es ist aber auch die Zeit der Disruption – alte Muster durchbrechen, neue Vorsätze schmieden, den inneren Wertekompass justieren. Dabei hilft es Dinge aufzuschreiben, die richtigen Worte zu wählen und relevante Handlungen abzuleiten. Kurz: Achtsam vorgehen.
Dieser Imkerkalender ist Fluch und Segen. Er zwingt mich dazu, mir Gedanken zu machen, mein Vorgehen kritisch zu hinterfragen, mir Fehler einzugestehen. Gleichzeitig blicke ich euphorisch auf diese neue Erfahrung und erhoffe mir Tätigkeiten bewusster zu gestalten mit dem Ziel weiter zu reifen. Ich nehme euch mit auf meine Reise, meinen Seelenstriptease, weil, wenn ich eines aus meiner öffentlichen Präsenz gelernt habe, dann dass die Impulse von außen das Salz in der Suppe ist, selbst wenn es einem isoliert im Moment des Konsums die Gesichtszüge entgleiten lassen kann. Ich danke euch im Voraus für einen gewinnbringenden Austausch.
Das letzte Bienenjahr
Es ist mein viertes Bienenjahr – ein Jahr voller Freude, neuer Erkenntnisse, gewinnbringender Partnerschaften. Ein Jahr, welches, ebenso wie all die Jahre zuvor, besonders war. Mein Fuhrpark an Beuten hatte ich bestückt mit drei Einraumbeuten, zwei Klotzbeuten, einen Lüneburger Stülper, einen Weißenseifener Hängekorb und einen hochmodernen HIIVE. Die Idee war, diverse Beutensysteme eng zu begleiten, die natürliche Entwicklung der Bienen zu studieren und Erkenntnisse zu Behausungen zu dokumentieren. Daraus ist auch mein YouTube Film „Naturnah Imkern | Welcher Bienenstock passt am besten zu dir?“ entstanden.


Die Bienen haben es bei mir nicht leicht. Sie müssen ihr Wabenwerk selbst errichten, und ich verzichte auf das Wandern der Völker. Trotz einer sorgfältigen Analyse gehe ich mit nur vier Völkern in den Winter – und selbst bei diesen bin ich mir nicht sicher, wie viele den Winter überstehen werden. Dabei hatte das Bienenjahr vielversprechend begonnen. Doch wie so oft im Leben kam es anders als erwartet.
1. Korbvölker
Die Völker in den beiden Körben hatten beide einen schweren Start. Ich weiß nun, wieso die traditionellen Korbimker Baurichtungen quer zu den Speilen vorgeben. Über die Zeit ist es mir jedoch gelungen, meinen Fehler zu korrigieren und dem Volk zu einem stabilen Wabenwerk und einer gesunden Volksstärke zu verhelfen. Der Weißenseifener Hängekorb wollte einfach nicht besiedelt werden. Nachdem mir drei Schwärme ausgezogen sind, konnte ich die Bienen zum Bleiben überreden durch Bildung eines Ablegers. Im Spätsommer waren beide Völker so schwach, dass ich beschlossen habe diese zu vereinigen. Dieser schwere Eingriff in die Völker fiel mir schwer, doch nur so hoffte ich nicht beide zu verlieren.


2. HIIVE Volk
Mein HIIVE Volk hat es leider nicht geschafft. Trotz einer für die Bienen optimierten Behausung habe ich keine Varroen fallen sehen und den ansteigenden Varroa Druck offenbar falsch eingeschätzt. Die Quittung kam wenige Wochen später durch ein ausgeflogenes und ausgeräumtes Nest. Siehe hierzu den YouTube Film: 007 | Alle Bienen tot – wieso Varroa hier so tückisch war.

3. Einraumbeuten
Für mich die größte Überraschung waren die Einraumbeuten. Trotz der Tatsache, dass ich diese Beuten als am unnatürlichsten erachte, habe in genau diesen Beuten die geringste Varroa Belastung wahrnehmen können. Behandlungsfrei konnte ich zwei der drei einwintern und zudem habe ich noch etwas sehr erfreuliches beobachten können: in einer dieser Beuten habe ich sogar Bücherskorpione gefunden.


4. Klotzbeuten
Den Völkern in meine Klotzbeuten ist es nicht gut ergangen. Beide Völker sind im Herbst eingegangen. Sie wurden behandelt mit Oxalsäure nachdem ein Varroafall Grenzwert überschritten war. Die Todesurasche war für mich unverständlich, denn bei Varroa fliegen sie sich laut Literatur aus. Grund genug der Ursache bei einer Beute auf den Grund zu gehen über das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt in Freiburg. Die Erkenntnisse waren ebenso überraschend wie verstörend: Der Tod ist auf eine zu hohe Varroakonzentration zurückzuführen. Gleichzeitig wurden jedoch keine Viren im Volk nachgewiesen, die laut vieler Fachbücher die eigentliche Ursache für den Kollaps sind. YouTube Film: 008 | Tote Bienen: Überraschendes Laborergebnis enthüllt die WAHRHEIT
Zusammengefasst:
Die klassischen Beutesysteme haben bessere Erfolge erzielt als die natürlichen. Ist das die Erkenntnis, die ich für mich ableite? Nein! Denn eines habe ich bislang noch verschwiegen: die beiden unbehandelten, klassischen Beuten konnte ich mit zwei Völkern besiedeln, deren Königinnen als „Varroa-resistent“ gelten.
Sicherlich ist es für Rückschlüsse zu früh, doch meine vorläufige Einschätzung lautet wie folgt:
Ein tolles Zuhause reicht nicht aus für eine gesunde Biene.
Es braucht dazu mindestens auch eine gute Biene.
Ziele für das Jahr 2025
Es braucht also mehr als ein naturnahes Zuhause damit wir ohne Chemie auskommen. Ich möchte gerne die Faktoren benennen und optimieren, die es braucht, um die Bienen gesund und weitestgehend chemiefrei halten zu können. Gleichzeitig muss ich mich auf die Faktoren fokussieren, die ich auch wirklich beeinflussen kann.

- Ich kann nicht züchten oder besamen, also will ich mit Menschen in Austausch treten, die gute Grooming Eigenschaften beobachten konnten und von ihnen Völker beziehen.
- Ich habe Erfahrungen mit unterschiedlichen Beutesystemen sammeln können. Ich frage mich, ob man all die positiven Eigenschaften so miteinander kombinieren kann, dass man ein optimales Zuhause schaffen kann.
- Ich habe dieses Jahr das erste Mal eine biodynamische Maßnahme durchgeführt und das Thema hat mich gecatcht. Ich möchte mich tiefer in dieses Thema einarbeiten und Erfahrungen damit sammeln.
Melde dich gerne, sofern du meine Ziele kommentieren willst oder gar unterstützen kannst. Jeder Kontakt, Link oder Hinweis ist herzlich willkommen.
Liebe Grüße,
Ante
YouTube: https://www.youtube.com/@AntesGoldenGirls
Instagram: https://www.instagram.com/antes.golden.girls/
TikTok: https://www.tiktok.com/@antes.golden.girls
Webseite: https://antes-golden-girls.com
Abonnieren Sie hier unseren Newsletter, um keinen neuen Blog-Beitrag zu verpassen.
Frühere Beiträge des Imkerkalenders 2024 finden Sie hier:
-
Januar – Februar: Retrospektive und Planung der neuen Bienensaison
-
März: Vorbereitung der neuen Bienensaison und Sicherstellen der Futterversorgung
-
August: Wie beeinflussen Standort und Bedingungen die Gesundheit der Bienenvölker im Hochsommer?
- Imkerkalender September: Herbstgedanken und Jahresrückblick eines naturnahen Imkers