Text und Fotos von Ante Hamersmit

Mit den ersten Sonnenstrahlen des Jahres erwachen nicht nur die Frühblüher, die Männchen der gehörnten Mauerbienen und die Hummeln, sondern auch die Vorgefühle des Imkers. Viele sprechen von Vorfreude, doch bei mir mischt sich jedes Jahr auch ein wenig Skepsis in mein Gefühlskonstrukt:
- Geht es meinen Honigbienen gut?
- Haben sie genug Futter?
- Welche Vorbereitungen und Maßnahmen muss ich noch treffen für die kommende Bienensaison?
Mit mulmigem Gefühl laufe ich auf die Beuten zu und freue mich als ich vereinzelt Bienen aus dem Stock fliegen sehe. Ich lege mein Ohr an die Beute und atme erleichtert auf, als ich das dumpfe Summen höre und die bedrohlich klingende Reaktion, nachdem ich vorsichtig anklopfe. Die Beute wird nicht sofort geöffnet. Erst betrachte ich das Flugloch: alles geregelt und unhektisch. Also muss sich eine Königin im Volk befinden. Keine toten oder sich klamm bewegenden Bienen vor dem Flugloch, also keine akute Futternot. Ich freue mich über Bienen mit schweren Pollenhöschen an den Beinen. Pollen bedeutet Brut – Brut gibt Hoffnung.

Genug inspiziert, ich muss sie nun öffnen, mir ein Bild verschaffen vom inneren Zustand. Vorsichtig öffne ich die untere Revisionsklappe und sehe einige tote Bienen auf dem Boden – das ist Ok, aber die Tatsache, dass sie noch immer da unten liegen, verrät mir, dass mein Völkchen klein sein muss und gerade alle Hände voll zu tun hat. Ich fege die Bienen vorsichtig aus dem Stock und öffne den Deckel – es knackst. Das erste Knacken in diesem Jahr durchbricht die Schutzschicht aus Propolis und lässt die von Matthias Thun beschriebene kosmische Kraft des Blütentages eintreten. Die sichtlich verwunderten Winterbienen erheben sich nicht zum letzten Kampf – sie warten, betrachten mich fragend, so wie auch ich sie. Wir treten in eine artenübergreifende Kommunikation.
Vorsichtig entnehme ich Wabe für Wabe und sehe das, auf was ich gehofft hatte: durchgehend verdeckelte Brut, daneben Maden und Eier. Die Pollenpakete dienen also nicht drohnenbrütigen Nachkommen, sondern einer vollwertigen nächsten Generation an Sommerbienen. Das kleine, aber gesunde Völkchen bekommt noch etwas Futterteig für die kommenden, kalten Tage und ich freue mich noch etwas mehr auf die bevorstehende Bienensaison.




Vorbereitungen der Bienensaison
Letztes Jahr im Oktober habe ich einen wundervollen Lüneburger Stülper geflochten. Das ist ein Bienenkorb aus Roggenstroh, der kulturell eine weite Verbreitung in der Heideimkerei erfahren hat. Dieser könnte im Rohzustand zwar Bienen beherbergen, aber imkerliche Tätigkeiten könnten darin nicht durchgeführt werden. Er muss von innen und von außen für die neuen Bewohner vorbereitet werden. Noch im Herbst, als die Gräser im vollen Saft standen, habe ich mit einem befreundeten Landwirt saftigen Kuhdung von seinen Rindern geerntet. Ebenfalls im Herbst habe ich von meinem Nachbarn abgeschnittene Rosenstöcke bekommen, und diese zusammen mit dem Dung für diesen Tag aufbewahrt.
An diesem sonnigen Wochenendtag war es dann so weit, und ich konnte die Körbe vorbereiten. Speile schnitzen, durchstechen, Waben-Anfangsstreifen einbringen und den Korb mit Dung versiegeln. Eine sehr angenehme und überraschend entschleunigende Tätigkeit vor der hektischen Bienensaison.
YouTube Video «BEVOR Bienen in den Korb ziehen musst du DAS machen»





Ergänzender Hinweis: Wer auch einen flechten möchte: auf www.antes-golden-girls.com werden wir bald wieder einen Kurs in Deutschland, Baden-Württemberg anbieten. Für unser Schweizer Bienenfreunde bietet FreeTheBees ebenfalls einen spannenden Kurs an: Herstellung eines Weissenseifener-Hängekorbs mit Jennifer Rident am 17. Juli in Vaulruz, Kanton Freiburg. Hier geht’s zur Anmeldung.
Planung der Bienensaison
Die Vorbereitungen für einen zusätzlichen Bienenstand sind angelaufen. Das Modell wurde im CAD geplant, die Materialliste erstellt und ich bin zuversichtlich, dass die Arbeiten schon bald starten werden. Ich hoffe mit diesem Bienenstand einen weiteren wichtigen Bestandteil für die natürliche Bienenhaltung setzen zu können. Denn natürliche Beuten wie Körbe oder Stämme, aber auch klassische Beutensysteme performen besser, wenn sie vor direktem Regen geschützt sind. Ich bin sehr glücklich, dass ich einige Partner zur Umsetzung dieses Projektes überzeugen konnte und ich schon bald in den Bau starten werde. Folgt mir gerne auf meinen Socials und bereichert mich mit euren Ratschlägen.
Liebe Grüße,
Ante
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Frühere Beiträge des Imkerkalenders 2025 mit Ante Hamersmit finden Sie hier:
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Januar – Februar: Retrospektive und Planung der neuen Bienensaison
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März: Vorbereitung der neuen Bienensaison und Sicherstellen der Futterversorgung
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August: Wie beeinflussen Standort und Bedingungen die Gesundheit der Bienenvölker im Hochsommer?
- Imkerkalender September: Herbstgedanken und Jahresrückblick eines naturnahen Imkers