Man müsste meinen, im Zeitalter des vielzitierten Bienensterbens brächen die Honigerträge zusammen. Interessanterweise ist das Gegenteil der Fall: Die Honigerträge pro Bienenvolk steigen seit den 60er Jahren konstant an, was die nachfolgende Grafik belegt.
Vergleicht man die Zahlen gar mit der steigenden Milchleistung von Kühen in der Schweiz (Grafik von der Webseite des Schweizerischen Bauernverbandes), ist man umso erstaunter: Während sich die Milchleistung zwischen 1990 und 2010 “nur” um rund 25% erhöhte, verdoppelte sich die Honigleistung pro Bienenvolk im selben Zeitraum glatt!
Jeder Imker, der schon einmal ein Bienenvolk in einem artgerechten Bienenhabitat gehalten hat, weiss, dass Bienenvölker ohne imkerliche Eingriffe mit einer Wahrscheinlichkeit von >90% bereits im ersten Winter verhungern, auch wenn kein Gramm Honig entnommen wird.
Die enormen Honigertragsleistungen sind ausschliesslich durch folgende imkerliche Eingriffe erzielbar:
- Das Halten von Bienen in übernatürlich grossen Bienenkästen mit dem unerwünschten Nebeneffekt eines für Bienen nicht gut verträglichen Beutenklimas (vergleichbar mit nicht artgerechten Ställen)
- Das Aufsetzen von Honigräumen zum optimalen Zeitpunkt mit dem unerwünschten Nebeneffekt der Beeinflussung des bieneneigenen Schwarmverhaltens (vergleichbar mit einer jährlich wiederkehrenden Kastration)
- Dem Füttern enorm hoher Zuckermengen mit dem unerwünschten Nebeneffekt, dass Bienen statt auf reichhaltigem Honig auf Zucker überwintern müssen (vergleichbar mit einer Mast)
Damit der Imker nur schon 10kg Honig pro Bienenvolk ernten kann (aktuell sind wir bei rund der doppelten Menge) muss ein Bienenvolk folgende Zusatzleistung erbringen:
- 25kg mehr Nektar sammeln
- 4 bis 10 zusätzliche Wachswaben ausbauen
- 30’000 zusätzliche Bienen brüten
- 4kg mehr Pollen für die Aufzucht einbringen
Dass die Leistungssteigerung in irgend einer Form mit einer angeschlagenen Bienengesundheit in Verbindung stehen könnte, darüber wird in Imkerkreisen noch nicht einmal gesprochen.