Es geht ums Überleben von Biene und Mensch
Leserbrief von Josef Studerus, veröffentlicht im Mai 2013 im BC, Beiträge/Contributions, dem Magazin zur Förderung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, Demeter.
Es geht ums Überleben von Biene und Mensch
Der Nationalrat, so eine Pressemitteilung, will keine weiteren bienengefährdenden Insektizide verbieten. Warum das?
Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann beteuert, dass der Bundesrat das Problem des Bienensterbens ernst nehme, und ein Vertreter des Wirtschaftsverbandes Chemie Pharma Biotech äussert: «Der Nationalrat hat besonnen entschieden, er will die Bienengesundheit ganzheitlich angehen.»
Diesen Statements gegenübergestellt lautet der Parlamentsentscheid: Mit 99 zu 85 Stimmen lehnt der Nationalrat es ab, das beschlossene Moratorium für drei Neonicotinoide zu erweitern, wodurch vier weitere gefährliche Insektizide hätten verboten werden können. Diese Doppelmoral zeigt sich auch in der Feststellung, es sei ein Teilerfolg erzielt worden, weil zwei Motionen gutgeheissen worden sind, welche ein Massnahmenpaket zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verlangen. Es soll in den nächsten zehn Jahren die Risiken des Gifteinsatzes reduzieren! – Es mutet wie ein Hohn an:
Eine halbherzige, ungriffige Massnahme, welche vielleicht in den nächsten zehn Jahren minimale Auswirkungen zeitigen könnte, wird einer wirksamen Sofortmassnahme vorgezogen, unter anderem den Milliardengeschäften der Insektizidhersteller zuliebe, welche in den Wandelhallen des Bundeshauses gezielt einzelne Parlamentarier bearbeitet haben sollen.
Die Aussage, dass diese Gifte bei korrekter Anwendung keine Risiken darstellen,
ist einfach lächerlich. Erstens klappt es mit der korrekten Anwendung oft nicht und zweitens sind die Gifte in den Pflanzen und schädigen nicht nur die Insekten. Eine Feststellung Olivier Félix, Leiter Fachbereich Pflanzenschutzmittel beim Bundesamt für Landwirtschaft, dass durch ein Verbot dieser Gifte «das Kind mit dem Bade ausgeschüttet» würde, lässt auch tief blicken und es taucht die Frage auf, wer wohl mit diesem Kind gemeint ist.
Abschliessend soll noch erwähnt werden, dass in Italien seit Jahren ein weitgehendes
Verbot für Bienengifte besteht – und die Bienenvölker erholen sich!
Josef Studerus, Gonten AI