Und es gibt sie eben doch..
Erstmals gibt es eine wissenschaftliche Erhebung zum Vorkommen von wild lebenden Honigbienenvölkern in Deutschland!
Und siehe da: Schätzungen zufolge gibt es tausende wild lebender Bienenvölker in Deutschland. Mit einer Bienendichte von mindestens 0,11-0,14 Kolonien pro Quadratkilometer.
Benjamin Rutschmann und Patrick Kohl, Wissenschaftler von HOBOS (www.hobos.de) und vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie an der Universität Würzburg haben sich im Wald auf die Suche nach wild lebenden Honigbienen gemacht. In den Jahren 2016 und 2017 haben sie zwei Buchenwälder in Deutschland nach natürlich lebenden Honigbienen abgesucht.
Bei den Waldgebieten handelt es sich um den Nationalpark Hainich in Thüringen und das Biosphärenreservat Schwäbische Alb. Der Hainich wurde ausgesucht, weil er einen der größten zusammenhängenden Laubwälder in Mitteleuropa darstellt. Neben Buchen gibt es dort verschiedene Ahorn- und Lindenarten, die reiche Nektar- und Pollenquellen für Honigbienen und andere bestäubende Insekten darstellen. Die Wälder des Biosphärenreservats Schwäbische Alb waren vor allem aufgrund eines detaillierten Verzeichnisses von Bäumen mit Schwarzspechthöhlen interessant, die jedoch bisher noch nie systematisch auf die Besiedlung durch Honigbienen untersucht worden waren.
In den beiden Waldgebieten haben sie anhand von zwei Methoden eine erste Bewertung des Vorkommens und der Koloniedichte wild lebender Honigbienen vornehmen können. Im Hainich verfolgten Kohl und Rutschmann anhand der Beelining-Technik die Heimflugrouten von Bienen, welche an künstlichen Futterstellen sammelten und konnten auf diese Weise zahlreiche Bienenbäume im Nationalpark nachweisen. In den Buchenwäldern des Biosphärenparks Schwäbische Alb inspizierten sie parallel zum Beelining knapp hundert Habitatbäume mit alten Schwarzspechthöhlen auf das Vorkommen von Honigbienenvölkern. Sieben Prozent dieser Buchen mit Spechthöhlen waren von Honigbienen besetzt.
So fanden sie heraus, dass wild lebende Honigbienenvölker regelmäßig in Baumhöhlen in naturnahen Buchenwäldern mit Dichten von mindestens 0,11-0,14 Kolonien pro Quadratkilometer leben. Die Bienenvölker nisten einzeln in weit voneinander getrennten Baumhöhlen. Interessant ist die Verteilung der Bienenkolonien, die sich nicht auf die Waldränder beschränkt. Sie leben auch tief im Wald, im Hainich auch mehrere Kilometer vom nächsten Bienenstand entfernt. Die Forscher gehen davon aus, dass insbesondere die Bienenvölker tief im Wald, der Distanz wegen, kaum von umliegenden Imkern stammen, sondern von Waldbienenvölkern, die ausgeschwärmt sind.
Das Fazit: Natürlich nistende Honigbienenvölker gibt es in deutschen Buchenwäldern, aber in geringer Dichte. Die Studie liefert den Startpunkt für eine genaue Erforschung der Populationsdynamik und Ökologie dieser wild lebenden Honigbienen in Europäischen Waldgebieten.
“Naturnahe Buchenwälder in ganz Europa können durchaus ein Zuhause für wild lebende Honigbienenvölker sein, da sie genügend geeignete Nistplätze bieten. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahrzehnten der Wald als Lebensraum für Bienen eine immer größere Bedeutung bekommen wird. Wenn Habitatbäume mit Schwarzspechthöhlen in bewirtschafteten Wäldern geschützt werden, hilft das womöglich auch den wild lebenden Honigbienen, welche bis zum jetzigen Zeitpunkt komplett ohne Schutz dastehen”, sagt Benjamin Rutschmann. “Es wird spannend sein, das Verhalten und die Lebensgeschichten der einzelnen Waldbienenvölker und deren Populationsdynamik zu studieren. Schon jetzt deutet unsere Studie an, dass immer eine gewisse Anzahl von Bienenvölkern wild in Waldgebieten leben. Das heißt: Egal wie lange das einzelne Bienenvolk im Wald überdauert, ständig werden wild lebende Honigbienen mit anderen Waldbewohnern interagieren. Dieser Aspekt der Honigbienenbiologie ist weitgehend unerforscht”, fügt Patrick Kohl hinzu.
Zum neuen Forschungsartikel in der Zeitschrift PeerJ: https://doi.org/10.7717/peerj.4602
Bienenvölker können bei FREETHEBEES jederzeit hier gemeldet werden. Wir arbeiten an einer gemeinsamen Lösung zusammen mit HOBOS und werden die Daten zu gegebener Zeit zusammenführen und der Wissenschaft zur Verfügung stellen. http://freethebees.ch/wilde-bienenvoelker-melden/
Der vorliegende Text basiert auf Textbausteinen von Kristina Vonend / HOBOS (www.hobos.de)