Text und Fotos von Ante Hamersmit

Es ist Mitte Mai. Eigentlich wäre jetzt Schwarmzeit. Eigentlich würde ich mich freuen über jede Nachricht mit dem Betreff «ich habe einen Schwarm“. Eigentlich. Doch eigentlich ist es dies Jahr anders.
Während andere Imker in den sozialen Medien ihre Fangkästen leeren oder Schwärme aus Gartenlauben ziehen, herrscht bei mir am Bienenstand bedächtliche Stille. Nur das normale Getümmel am Flugloch. Es wirkt fast, als hätten meine Bienen kollektiv beschlossen, in diesem Jahr auf Nachkommen in luftiger Höhe zu verzichten. Bei befreundeten Imkerinnen und Imkern aus der Umgebung sieht es nicht anders aus. Liegt es am Wetter? An der ungewöhnlich kalten Nachtphase Anfang Mai? An den wenigen Tagen mit stabilem Hochdruck? Oder an einer heimlichen kollektiven Entscheidung der Bienenvölker?
Ich weiß es nicht. Aber ich merke: dieses Jahr ist es doch eigentlich ganz normal, denn, dass jedes Jahr anders ist, ist wohl normal. Daran werde ich mich vielleicht eines Tages noch gewöhnen.
Keine Ablenkung durch Schwärme
Ich sehe es positiv: wenn mir die Bienen keine Schwärme schenken, dann habe ich mehr Zeit für andere Herausforderungen. Und davon gab es im Mai genug.
1. Präsentation beim STIHL „Tag des Gartens“
Schon lange im Voraus hatte ich zugesagt, bei einer Veranstaltung der Firma STIHL zum Thema Gartenvielfalt. Zwei volle Tage habe ich investiert in Recherchen, einen roten Faden, visuelle Darstellungen, Beispiele, Anekdoten – alles für einen Vortrag mit dem Titel: „Garten trifft Biene – Verantwortung übernehmen, Vielfalt bewahren“.
Ich war vorbereitet – dachte ich. Am Tag der Veranstaltung dann der Dämpfer: Ich sollte als Erster sprechen. Während draußen eine Motorsäge-Vorführung stattfand. Mein innerer Kompass schlug Alarm – und zurecht. Im Publikum: vier Menschen. Vier. Ich atme tief durch, ziehe meinen metaphorischen Schleier glatt und beginne, weil vielleicht sind es genau die vier Richtigen, die da gerade vor mir sitzen. Ich spreche über Statistiken, über Blühinseln, Gartengestaltung. Über Gärten als Oasen, als Gegenentwürfe zu Schotterwüsten. Nach und nach kommen ein paar Menschen dazu. Am Ende sitzen zehn da – und klatschen. Ehrlich. Kleine Einblicke gibt es in diesem YouTube Video.

Den Rest des Tages verbringe ich als Aussteller, oder vielmehr als neugieriger Fragesteller. Ich will wissen, wie Menschen ihren Honig kaufen. Was wichtig ist. Die meistgenannte Antwort überrascht mich nicht – aber sie freut mich: Regionalität. Und dennoch, lassen sich viele vom Design in die Irre führen. So wird ein natürlich anmutendes Glas hochwertiger bewertet wie das traditionelle Glas des deutschen Imkerbundes. Mein Resümee: Design wirkt. Und in Kombination mit guter Qualität kann man die breite Masse mit ca. 10 € für ein 500 g Glas erreichen. Ein Wehmutstropfen gibt es aber dennoch: ein bayrischer Produzent, der knapp 15 € für seinen Honig haben will, weil er komplett auf Säurebehandlungen verzichtet, würde von den meisten nicht gekauft werden. Das gesamte Video zur Befragung gibt es hier: YouTube Video.
2. Umbau meiner Warré-Beuten
Meine Warré-Beuten standen auch in diesem Monat auf der To-do-Liste. Ich habe beschlossen, ihnen ein Update zu gönnen – oder besser gesagt: ein Downgrade. Raus mit dem modernen Kunststoff – rein mit bewährten Naturmaterialien.
Ich habe die Kunststoff-Fenster entfernt und sie durch Wachstücher ersetzt. Die Sichtkontrolle durch Plastik ist gängige Praxis, jedoch fühlt es sich für mich irgendwie falsch an, wenn die Bienen an diesem anbauen.
Auch das Kissen habe ich überarbeitet: besser durchlüftet, neu befüllt mit Stroh und Holzspänen, abgetrennt durch festes Leinen. Alles so, wie ich es als sinnvoll erachte für ein tolles Bienenhaus. Der Umbau war zeitintensiver als gedacht, hat sich aber gelohnt. Stolz platziere ich sie (entgegen meinem ursprünglichen Plan) nicht in meinem neuen Bienenstand, sondern ersetze die Mellifera Einraumbeute. Mit einem guten Gefühl kann ich nun auf meine Schwärme warten und euch das nächste Mal hoffentlich mehr darüber erzählen.
PS: Mein Bienenstand soll nun komplett den Körben gehören. Ende September und Anfang Oktober werden wieder in wundervoller Kulisse mit einem erfahrenen Korbflechtmeister traditionelle Bienenkörbe geflochten. Wenn du auch Lust hast… Hier gibt es weitere Infos (Deutschland). Und auch in der Schweiz gibt es am 17. Juli einen Kurs auf Deutsch und Französisch organisiert von FreeTheBees, hier der Link.




Liebe Grüße,
Ante
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