Deutsch: Biene und Wildtier
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Die Westliche Honigbiene Apis Mellifera, ist ein Wildtier, ist nicht zähmbar und trotzdem ein fast unverzichtbares Haustier geworden. Man fand sie bis ins 19. Jahrhundert hinein noch oft da und dort als wildes Bienenvolk. Heute gibt es sie wildlebend kaum mehr. Die letzten dieser Bienenvölker waren vermutlich nur noch Flüchtlinge der immer mehr nur noch vom Menschen gehaltenen Honigbiene, denn die Menschen haben schon seit tausenden von Jahren dieses wunderbare Tier immer wieder ans Haus gebunden. Gehalten in Tonröhren, Baumstämmen, hohlen Holzklötzen, Binsen- und Strohkörben wurde die Biene gepflegt und sie schenkte den Menschen Honig und Wachs. Arten von Honigbienen wurden schon vor 10`000 Jahren genutzt, davon zeugen die kunstvollen Felsenzeichnungen in der Höhle von La Aranas, nahe Valencia.
In je ältere Zeiten man zurück schaut, desto mehr findet man auch eine hohe Achtung und Verehrung der Menschen gegenüber der Honigbiene. Für die Ägypter war die Biene heilig und sie konnten, für uns heute unverständlich, mit bienenähnlichen Geräuschen zum richtigen Zeitpunkt das Schwärmen auslösen oder die Drohnen vertreiben. Ein Topf Honig hatte den Wert eines Esels und der Name Biene war oft Beiname des Königlichen Titels.
Ueber das Mittelalter bis in die Neuzeit blieb diese Achtung vor der Biene. Jedenfalls hat kein Imker gewagt, die Bienen mit etwas anderem zu füttern als mit Honig und als Methode der Vermehrung kam nur das Schwärmen in Frage. Die Bienen hatten ein stabiles Brutnest und produzierten ihren Wachs selber. Es gab natürlich auch keinen Elektrosmog, keine Trachtarmut und keine vergifteten Pflanzen. Die Varroamilbe war auch noch nicht eingeschleppt und die meisten Bienen wurden jetzt als Haustiere gehalten. Krankheiten bei den Bienenvölkern waren kein wirkliches Thema, auch wenn diese damals schon existierten.
Ab Mitte des 19.Jahrhunderts begann dann die so genannte moderne Imkerei. Mit ihr begann auch ein gewisser Niedergang in der Bienengesundheit. Alle die modernen Neuerungen wie künstl. Königinnenzucht, künstl. Besamung, Ablegerbildung, Schwarmverhinderung, Mobilbau, Mittelwände, zunehmende Zuckerfütterung, regelmässige Frühlingshonigentnahme u.a. schienen zu funktionieren und erbrachten auch einen grösseren Honigertrag. Doch die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten nahm gegen das Ende des 20. Jahrhunderts immer mehr zu und heute ist eine Bienenhaltung ohne Medikamente nur noch erschwert möglich. Die Vitalität der Biene und das Trachtangebot haben stark abgenommen, denn wenn man heute Bienenvölker so hält wie man sie vor 150 Jahren gehalten hat, schaffen sie die Ueberwinterung nicht mehr mit ihrem selbst gesammelten Winterfutter, auch in guten Trachtjahren wie z. B. 2011 nicht.
Man stellt fest: aus der ehemals gesunden, vitalen Honigbiene ist durch die modernen Bienenzuchtmethoden mit ihren vielen Manipulationen durchs Bienenjahr eine sanftmütige, auf Krankheiten anfällige und auf Medikamente angewiesene Honiglieferantin geworden. Auf eine offizielle Anfrage an den Bundesrat war die Antwort, dass die Wilde Honigbiene ausgestorben sei. Damit ist bedauerlicherweise und stillschweigend auch eine „Genressource“, bzw. eine angepasste Bienenrasse, verloren gegangen. Ist es möglich, eine solche Entwicklung wieder rückgängig zu machen? Auf der Insel Gotland hat man 150 Bienenvölker in Bezug auf Varroabehandlung sich selbst überlassen. Bis auf 6 Völker starben alle aus, vermehrten sich dann aber bis 2006 wieder auf 13. Sollten wir nicht alles versuchen um unsere Honigbiene wieder in ihrer Vitalität zu fördern und ihr den notwendigen Freiraum für die Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen gewähren? Jede Bemühung, in dieser Richtung tätig zu werden, ist wertvoll.
Hans Studerus